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Uranatlas 2026
Der Uranatlas ist als Grundlagenwerk konzipiert, das Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters liefert. Der Atlas soll in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen dazu beitragen, Wissenslücken zu Uranbergbau und Atomkraft zu schließen. Deshalb werden der Uranatlas und sämtliche Karten und Grafiken kostenlos abgegeben bzw. zum Download angeboten.
Im Herbst 2019 ist die erste Ausgabe erschienen, im April 2022 die zweite aktualisierte und überarbeitete Auflage. Anfang 2026 soll die dritte Auflage herausgegeben werden – gemeinsam von der der Nuclear Free Future Foundation, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, .ausgestrahlt!, der Umweltstiftung Greenpeace und von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die dritte Auflage wird ebenfalls aktualisiert, textlich überarbeitet sowie um zwei Kapitel erweitert.
In ersten neuen Kapitel werden die Aktivitäten des russischen Staatskonzerns Rosatom aufgezeigt: Rosatom forciert seit Jahren den weltweiten AKW-Ausbau wie kein anderes Unternehmen. Gleichzeitig schafft der Konzern Abhängigkeiten beim Handel mit Uran und Brennelementen. Von den 26 Atommeilern, die derzeit außerhalb Chinas und Russlands gebaut werden, gehen 17 auf das sein Konto (Stand Januar 2025). Rosatom ist dabei nichts weniger als der geopolitische Arm Putins. Mit jedem einzelnen Projekt schafft Rosatom neue Abhängigkeiten und sichert Russland und Staatspräsident Wladimir Putin politische Einflussnahme. Dabei sind die AKW-Neubauprojekte längst nicht alles. Über seine Tochterunternehmen kontrolliert der Konzern 45 % der weltweiten Urananreicherung und 22 % der weltweiten Brennelemente-Kapazität. Ohne Rosatom geht praktisch nichts auf dem weltweiten Atom- und Uranmarkt.
Im zweiten neuen Kapitel wird der Einstieg der Türkei ins Atomzeitalter unter die Lupe genommen. Am Standort Akkuyu an der türkischen Mittelmeerküste baut Rosatom im Auftrag der türkischen Regierung vier Atommeiler. Dabei bietet Rosatom eine Art Rundum-Sorglos-Paket: Bau, Betrieb, Personalschulung, Brennstofflieferung und die Rücknahme hochradioaktiven Atommülls – alles wird vom russischen Staatskonzern garantiert. Dafür erhält der Konzern für die Hälfte des dort erzeugten Stroms 12,35 Dollar-Cent pro Kilowattstunde, die andere Hälfte wird nach Marktpreisen vergütet. Warum die Türkei in das Abenteuer Atomkraft einsteigt, ist ökonomisch nicht nachvollziehbar und ökologisch vollkommen unsinnig. Denn Strom aus Windkraft lässt sich in der Türkei für 2 Dollar-Cent pro Kilowattstunde erzeugen, Sonnenstrom für 1 bis 1,7 Dollar-Cent. Selbst für Geothermie – wie Atomkraft grundlastfähig – liegen die staatlichen Garantien bei lediglich 2,9 Dollar pro Kilowattstunde.
Die dritte Auflage des Uranatlas wird insbesondere die Abhängigkeit Europas und der EU von Uranlieferungen aus Russland und Kasachstan in den Vordergrund stellen, die mehrfach wiederholte Drohung Russlands einordnen, möglicherweise Nuklearwaffen einzusetzen, und zeigen, dass Atomkraft nicht geeignet ist und nichts dazu beitragen kann, die Klimakrise zu lösen: Atomkraft ist viel zu teuer und es dauert viel zu lange, bis ein Atomreaktor betriebsbereit ist, wie der Bau des französischen Reaktors Flamanville 3 gerade erst wieder gezeigt hat: Mit 12 Jahren Verspätung und Kosten von 13,2 Mrd. Euro – kalkuliert waren ursprünglich 3 Mrd. Euro – ging der Reaktor im Dezember 2024 ans Netz.
Die dritte Auflage des Uranatlas wird darüber hinaus zeigen, dass weder herkömmliche Atomreaktoren, noch die derzeit hochgehandelten Small Modular Reactors noch der Fusionsreaktor eine Zukunft haben. Ihre geringe Größe macht die „Kleinen“ noch unwirtschaftlicher als ihre großen Brüder und Schwestern. So wurde bereits Anfang 2024 im US-Bundesstaat Illinois das Vorzeigeprojekt der Firma NuScale aus Kostengründen eingestellt. Und auch um den Fusionsreaktor sieht es nicht besser aus. Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag hat gerade erst in einer Broschüre die Wissenslücken und Forschungsbedarfe „auf dem Weg zu einem Fusionsreaktor“ zusammengefasst und kommt zu einem eindeutigen Fazit: Auch wenn es in jüngster Vergangenheit immer wieder Erfolgsmeldungen zum Fusionsreaktor gab, könnten „Fusionskraftwerke nach gegenwärtiger Einschätzung frühestens ab Mitte des Jahrhunderts breit zur Verfügung stehen“ und „kämen voraussichtlich zu spät, um für die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft einen Beitrag zu leisten.“ Die Zukunft im Energiebereich liegt ohne Wenn und Aber bei den Erneuerbaren.
Abgesehen von allen Kosten und Risiken, die Atomkraft birgt, zerstört der Abbau von Uran die Lebensgrundlagen der Menschen, die in den jeweiligen Uranabbaugebieten leben. Die Ärzteorganisation IPPNW forderte bereits 2010 die „Ächtung von Uranbergbau“ und bezeichnet ihn seither als „Verletzung der Menschenrechte“. All das zeigt auch die dritte Ausgabe des Uranatlas in allen Facetten.
Ansprechpartner:
Nuclear Free Future Foundation
Gemeinnützige Stiftung
Ganghoferstr. 52
D-80339 München
Dr. Horst Hamm
Tel. +49 (0)157 - 715 43 231
E-Mail: h.hamm(at)nuclear-free.com
Link zur zweiten Ausgabe: https://www.nuclear-free.com/uranatlas.html
Bildnachweis Foto: Arlit: Maurice Ascani/Orano