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Politik für eine nachhaltige Aquakultur 2050

Der Verzehr von Fisch ist eine der wichtigsten Quellen für hochwertige und gesunde Nahrung für große Teile der Weltbevölkerung. Weltweit wächst die Nachfrage nach Fisch rasant, wobei insbesondere die Fischzucht in Aquakultur in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Dies gilt in der jüngeren Vergangenheit insbesondere für Afrika.

Als Folge des rasanten Wachstums traten und treten auch die negativen Auswirkungen der Aquakultur in ökologischer und sozio-ökonomischer Sicht offen zu Tage. Angesichts vergleichsweise günstiger Produktionsbedingungen für bestimmte Aquakultur-Technologien in den Tropen und Sub-Tropen, ergeben sich besondere wirtschaftliche Chancen für finanzkräftige Investoren. Lokale Akteure konstatieren eine „regelrechte Goldgräberstimmung“ für die Errichtung von Aquakultur-Anlagen auf dem afrikanischen Kontinent. Vor allem Investoren aus der Schweiz und China errichten derzeit große Aquakultur-Anlagen in Afrika. Sie profitieren davon, dass dort kaum hemmende soziale und ökologische Auflagen existieren.

Im Rahmen des Projekts „Politik für eine Nachhaltige Aquakultur in Afrika. Empfehlungen aus der Zielperspektive“ wurde untersucht, wie eine nachhaltige Aquakultur in Schwellen- und insbesondere Entwicklungsländern in Zukunft aussehen könnte. Hierzu wurde analysiert, welche notwendigen Rahmenbedingungen gegebenenfalls. geschaffen und welche konkreten Entwicklungen vorangetrieben werden müssten, um diese wünschenswerte Entwicklung zu unterstützen. Basierend auf der Auswertung vorliegender Informationen und vorhandener (politik-)strategischer Ansätze sowie auf Basis der Erkenntnisse des Projekts wurden Vorschläge für Politikempfehlungen für das zuständige Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) abgeleitet.

Zunächst konkretisiert, wie nachhaltige Aquakultur in Zukunft aussehen könnte. Der Sicherstellung einer ausreichenden, qualitativ hochwertigen Ernährung für die afrikanische Bevölkerung kommt dabei höchste Bedeutung zu. Hierbei wurde berücksichtigt, dass der Verzehr von Fisch und Fischprodukten insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern zu einer gesunden und hochwertigen Ernährung wesentlich beitragen und dadurch mangelernährungsbedingten Krankheiten vorbeugen kann. Fisch und die darin enthaltenen Proteine stellen eine entscheidende Ernährungsgrundlage für die einheimische Bevölkerung dar.

Gemäß den Empfehlungen und Prognosen der Welternährungsorganisation (FAO) ist die Erhöhung des Fischkonsums in Afrika ein wahrscheinliches Szenario. Es ist darüber hinaus ein grundsätzlich begrüßenswertes Entwicklungsziel, dass auch im Einklang mit den einschlägigen Sustainable Development Goals (SDG) steht. Zur Erreichung dieses Ziels erscheint es darüber hinaus wünschenswert, die Steigerung des Konsums durch einen möglichst nachhaltigen Ausbau der Aquakulturproduktion in Afrika sicherzustellen. Hierzu bedarf es voraussichtlich zunächst der Optimierung bestehender Aquakulturtechniken in (Erd-)Teichen, Flüssen und Seen. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass auch zusätzliche Produktionstechniken, wie etwa die Aufzucht von Besatzfischmaterial in Kreislaufanlagen, von hoher Bedeutung für die mittel- und langfristige Entwicklung der Aquakultur in Afrika sein werden.

Um unerwünschte oder gar negative Folgen der Entwicklungszusammenarbeit in diesem Bereich zu vermeiden ist hierbei besonders zu berücksichtigen, dass die Entwicklung von neuen Marktpotenzialen nicht zur Verdrängung der subsistenzwirtschaftlichen Fischproduktion in den bestehenden kleinbäuerlichen Strukturen führen darf. Insbesondere bei Maßnahmen zur Entwicklung lokaler bzw. regionaler Märkte muss also sichergestellt werden, dass Subsistenzwirtschaft weiterhin möglich bleibt und bislang eher für den Eigenbedarf produzierende Farmer an der wirtschaftlichen Entwicklung gleichberechtigt oder gar bevorzugt teilhaben können. Im Zuge künftiger Maßnahmenmuss daher besonderer Wert darauf gelegt werden, dass die kleinbäuerliche Bevölkerung adäquat an den verfügbaren Ressourcen und den daraus erzielten wirtschaftlichen Gewinnen beteiligt wird. Es muss prioritär sichergestellt sein, dass die lokale Bevölkerung ausreichend Fisch bekommt und nur die darüber hinaus zur Verfügung stehende Menge exportiert wird.

Politikempfehlungen für die nachhaltige Entwicklung der Aquakultur

Der abschließende Arbeitsschritt greift die grundsätzlichen Überlegungen aus den vorangegangenen Abschnitten auf und übersetzt diese in sieben konkrete Politikempfehlungen für eine „Nachhaltige Aquakultur in Afrika“. Adressaten sind insbesondere Entscheidungsträger/innen in der Politik, aber auch interessierte Akteure in Wissenschaft und Industrie. Bei den Empfehlungen wurde darauf geachtet, dass diese eine kurz- bis mittelfristige Perspektive haben und direkt mit der Umsetzung begonnen werden kann. Insgesamt werden Empfehlungen zu den Handlungsbereichen ‚Wissenschaftliche Wissensgrundlagen konsolidieren‘ und ‚Flankierende Instrumente, Forschungsschwerpunkte und öffentliche Dialoge‘ ausgesprochen.

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Projektleitung

Florian Antony
Öko-Institut e.V.
Merzhauser Str. 173
79100 Freiburg

f.antony(at)oeko.de