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Umweltgerechte und kostensparende Produkte zur Verbesserung der Situation von Kleinbauern und der ländlichen Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern

Laufzeit: 2010 – 2011

Trotz weltweit fortschreitender Verstädterung lebt immer noch etwa die Hälfte der Weltbevölkerung auf dem Land. Insbesondere in Süd- und Südostasien, Afrika und Lateinamerika ist Armut weiterhin ein drängendes Problem ländlicher Räume. So leiden – trotz langfristig rückläufiger Tendenz – 35% der ländlichen Bevölkerung von Entwicklungsländern unter extremer Armut, was bedeutet, dass diese Menschen mit weniger als 1,25 US$ pro Tag auskommen müssen. Betrachtet man den Anteil der Menschen, die maximal 2 US$ pro Tag zur Verfügung haben, so macht diese Gruppe sogar 60% der ländlichen Bevölkerung in Entwicklungsländern aus[1]. Armut ist global gesehen ein stark ländliches Phänomen, denn 70% aller Menschen in extremer Armut leben auf dem Land.

Die Ursachen für ländliche Armut sind vielfältig und umfassen unter anderem Faktoren wie die allgemeine wirtschaftliche Lage eines Landes, das Bildungsniveau, Gesundheitsversorgung,  Zugang zu Märkten, den Zustand der Infrastruktur sowie Governance-Aspekte. Diese Faktoren wurden in der entwicklungspolitischen Literatur ausführlich analysiert. In einer aktuellen Studie stellt der International Fund for Agricultural Development (IFAD) heraus, dass extreme ländliche Armut in vielen Fällen kein Dauerzustand ist, sondern oftmals von Schockereignissen wir Dürre, Krankheit oder politischer Instabilität verursacht wird. Entsprechend stellt die Studie auch heraus, dass viele Haushalte es ebenso schaffen, ihre Situation zumindest temporär spürbar zu verbessern. Eine wesentliche Strategie zur ländlichen Armutsreduzierung sollte deshalb darauf abzielen, die Risiken und Tragweiten von Schockereignissen zu reduzieren.

Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung von Teilrisiken besteht darin, Technologien und Produkte zu fördern, die die kaum entbehrlichen Grundbedürfnisse befriedigen, aber nur moderate Anschaffungskosten sowie geringe oder gar keine Folgekosten wie Ausgaben für Strom, Benzin oder Wartung haben. Solche Produkte können dazu beitragen, dass Haushalte in  Zeiten größerer Einkommensunsicherheit nicht mit beträchtlichen laufenden Kosten konfrontiert sind und somit nicht gezwungen sind, auf bestimmte grundlegende Leistungen und Funktionen wie Beleuchtung oder Wasseraufbereitung zu verzichten.

Dieser Ansatz beruht auf der Beobachtung, dass arme Bevölkerungsgruppen zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse oftmals systematische ökonomische Nachteile in Kauf nehmen müssen. Beispiele hierfür sind überhöhte Preise für Produkte in Kleinstgebinden (z.B. Kleinstpackungen Waschmittel), Produkte mit ausgesprochen kurzen Lebensdauern (z.B. Billigbatterien) und Produkte mit relativ niedrigen Anschaffungs-Kosten,  dafür aber hohen Folge-Kosten (z.B. ineffiziente Kühlgeräte).

Das Ziel der vorliegenden Studie ist es deshalb, geeignete Produkte zu identifizieren, mit denen die Situation der ländlichen Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt werden kann. Dazu stellt die Arbeit insgesamt zehn Produkte vor, die im Vergleich zur vielfach gängigen Praxis signifikante Kosteneinsparungen auf Haushaltsebene ermöglichen. Die Produkte wurden zumeist so gewählt, dass ihre Kernfunktionen im Bereich der grundlegenden Haushaltsbedürfnisse angesiedelt sind. Hierzu zählen Beleuchtung, Kühlen von Lebensmitteln, Kochen, Wasser aufbereiten und die Mobilität. Des Weiteren wurden ebenso Produkte in die Betrachtung einbezogen, die – im Vergleich zu etablierten Verfahren – zusätzliche Nutzen in Form verbesserter Verfahren bringen und entweder dazu beitragen können, die Qualität von landwirtschaftlichen Produkten zu erhöhen, oder eine effizientere Nutzung vorhandener Ressourcen  ermöglichen.

Neben diesen praktischen und ökonomischen Aspekten wurde zudem darauf geachtet, dass die ausgewählten Produkte auch hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen optimiert sind. Wie bei den anderen Kriterien gilt auch hier der Vergleich mit den zumeist verwendeten Produkt- und Systemalternativen als Bewertungsmaßstab.

Einleitend sei ebenso erwähnt, dass der geographische Betrachtungsrahmen der Studie die ländlichen Räume aller Entwicklungs- und Schwellenländern umfasst und somit hinsichtlich klimatischer Bedingungen extreme Variationen aufweist. Umgekehrt ist das Funktionsprinzip vieler der vorgestellten Produkte stark von Faktoren wie Sonneneinstrahlung und Luftfeuchte abhängig, so dass ein Einsatz auf spezifische Regionen beschränkt bleibt. Solche eventuellen geographisch-klimatischen Beschränkungen sind im jeweiligen Kapitel zu „Hemmnisse & Verbesserungsbedarf“ dargelegt.

Zudem wurde ebenso versucht, zumindest ansatzweise auf die unterschiedlichen sozio-kulturellen und ökonomischen Realitäten einzugehen: Während einige Produktbeispiele vor allem auf die Bedürfnisse armer ländlicher Haushalten in den am wenigsten entwickelten Ländern sowie den noch nicht elektrifizierten Regionen zugeschnitten sind, beinhaltet die Aufstellung auch einige Produkte, die in diesen Regionen bereits als „Luxus“ betrachtet würden. Die Aufnahme dieser Produkte kann einerseits damit gerechtfertigt werden, dass deren Funktionen in einigen Schwellenländern zunehmend zum allgemeinen Standard gezählt werden (z.B. Raumkühlung, Warmwasserbereitstellung), andererseits ein intelligenter Einsatz der Produkte tatsächlich Ressourcen schonen und finanzielle Aufwendungen reduzieren kann. So kann beispielsweise in Regionen mit tiefen Nacht-Temperaturen ein solares Warmwassersystem zum nächtlichen Heizen, und somit zum Ersatz brennstoffbetriebener Heizungen verwendet werden.

 

Die Studie steht als PDF zur Verfügung und kann hier heruntergeladen werden.

 


[1] IFAD: Rural poverty report 2011. Rom, 2010.